Tausende wollen das nicht
Dieser Artikel erschien am 13.11.2025 in der Sächsischen Zeitung.
Wiedereröffnung des Dresdner Fernsehturms:„Tausende wollen das nicht“
Die Entwurfsplanung zur Sanierung des Fernsehturms in Dresden ist fertig. Politikprominenz feierte dies am Dienstag. Doch manche Dresdner sehen die Wiedereröffnung skeptisch.
von Kay Haufe · Bild: Sebastian Kahnert/dpa
Dresden. Pünktlich zum Sonnenaufgang hatte die Deutsche Funkturm GmbH am Dienstag auf den Fernsehturm geladen und dort erklärt, dass sie die Entwurfsplanung zur Sanierung des Turms fertig hat. Das ist die Voraussetzung, um Fördermittel beantragen zu können, was bis Jahresende vorgesehen ist. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sprach dabei von der „Faszination“, die vom Fernsehturm ausgehe und die Besucher anziehe. Als neuen touristischen Ort, der das Angebot von Dresden und Sachsen erweitern werde, sieht Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) den Fernsehturm nach der Wiedereröffnung.
Nicht alle euphorisch
Diese Euphorie teilen jedoch nicht alle Menschen, wie die Kommentarspalte auf Facebook unter dem Artikel von Sächsische.de zu den Fernsehturmplänen zeigt. „Die Stadt Dresden hat kein Geld für Bildung und kein Geld für den ÖPNV. Aber Hauptsache, der Fernsehturm wird saniert“, kommentiert Hansi Kopanski. Auch weitere Reaktionen zeigen Ablehnung oder Skepsis. „Aufhören mit dem Schwachsinn, bevor noch mehr Geld verschwendet wird. Tausende wollen das nicht!“ schreibt Hans-Josef Helf. Und Mike Görl: „Unbegreiflich. Einerseits fallen Brücken zusammen, besteht ein Instandhaltungsrückstand an allen Ecken und Enden. Und dann das!“
Voraussetzung: Verkehrsprobleme lösen
Im Stadtbezirksbeirat Loschwitz sowie im Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig werden die Pläne zur Wiedereröffnung kontrovers gesehen. „Ein wieder eröffneter Fernsehturm wird gut für unsere Region sein“, sagt CDUOrtschaftsrat Felix Stübner. Deshalb sei man für die Sanierung. „Davor müssen aber vor allem verkehrliche Voraussetzungen erfüllt sein, denn mit der Eröffnung fließt auch mehr Verkehr durch Bühlau, Gönnsdorf und Pappritz.“ Konkret nennt er Fußwege, die zwischen Bühlau und Gönnsdorf fehlen, sowie Querungshilfen an der Schönfelder Landstraße in Höhe des Parks sowie vor dem Discounter Diska. „Die gesamte Parkplatzfrage muss vorher geklärt werden, denn die 49 Plätze in Wachwitz reichen nicht aus“, sagt Stübner.
Frage nach den Folgekosten
Drastischer formuliert es der Loschwitzer Stadtbezirksbeirat Hans-Jürgen Burkhardt von den Linken: „Die ehrlichste Art und Weise der städtischen Verantwortlichen wäre zu sagen, dass wir wichtigere Probleme als den Fernsehturm haben.“ Dass man Fördermittel bekomme, sei ja gut und schön. „Aber was ist denn mit den Folgekosten für die Turmunterhaltung?“, fragt Burkhardt. Außerdem bezweifelt er, dass es bei den 25,6 Millionen Euro für die Wiedereröffnung bliebe, die sich Bund, Land und Stadt teilen. „Ich glaube der Stadtverwaltung nur, wenn etwas wirklich fertig ist.“ Ungelöst sei die verkehrliche Erschließung, zum Beispiel der Ausbau der Quohrener Straße, der schon einmal verschoben wurde. „Viele ältere Dresdner glauben, da oben Kaffee und Kuchen bei Ausblick zu genießen. Aber das neue Veranstaltungskonzept ist doch ein ganz anderes.“
Das darf nicht zulasten der Anwohner gehen.
„Wir waren bei der Dresdner SPD noch nie freudestrahlend für die Fernsehturmwiedereröffnung“, sagt die Stadträtin und Loschwitzer Stadtbezirksbeirätin Kristin Sturm-Karls. Sie persönlich habe die Einstellung, dass man durchaus Projekte entwickeln sollte, die etwas für Dresden tun.
Ertüchtigung bis 2027? Fernsehturm Dresden: Wiedereröffnung wird sich wahrscheinlich verzögern
„Ich halte es für ein gutes Familien-Ausflugsziel. Das geht aber nicht ohne ein funktionierendes Mobilitätskonzept und darf nicht zulasten der Anwohner gehen.“ Die Stadt müsse ein ordentliches Verkehrskonzept vorlegen.
Menschen haben gerade andere Prioritäten
Ähnlich sieht es auch Carsten Preussler, der für die Wählervereinigung „Wir für’s Hochland“ im Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig sitzt. „Ich finde es grundsätzlich gut, dass der Fernsehturm wieder belebt wird, verstehe aber, dass Menschen gerade andere Prioritäten setzen“, sagt er im Hinblick auf die eingestürzte Carolabrücke. Auch für ihn müssen vor der Wiedereröffnung des Turms alle Verkehrs- und Parkprobleme gelöst sein.